Herbstfahrt auf den Tschögglberg

 Die heurige Herbstfahrt des Heimatpflegeverbands – Bezirk Burggrafenamt fand am Samstag, den 22. Oktober 2016 statt und führte die über 20 Teilnehmerinnen und Teilnehmer auf den Tschögglberg, genauer gesagt ins weitläufige und wechselreiche Gemeindegebiet von Jenesien.

 Pünktlich um 12.30 Uhr starteten die Ausflügler/innen unter einem leicht bewölkten Herbsthimmel vom Praderplatz. Im von Otto Schwienbacher gelenkten Kleinbus gelangten wir alsbald nach Bozen, wo unser Reiseleiter Georg Hörwarter beherzt zum Bordmikro griff, um uns – beschlagen wie gewohnt – die politische und kirchliche Geschichte seiner Heimatlandschaft Tschögglberg näherzubringen. Am Scharfegg angekommen bogen wir auf die Kunststraße nach Jenesien ein. Johannes Ortner, Obmann des Heimatschutzvereins Meran, klärte über die Herkunft der Namen Tschögglberg (Übername der Bozner für die in ihren Augen ungehobelten Bauernrüpel?), Guntschna („knieförmiges Gelände“) und Pittertschol („kleines Felsgelände“) auf.

Die erste Station war das abgelegene Afing (von romanisch avia „Einöde“), wo wir der Kirche zum Hl. Nikolaus einen Besuch abstatteten. Am Friedhof befindet sich das Grab des ehemaligen Missionspriesters Konrad Kaserer, der aus Afing stammte, in Arizona eine Familie gründete und vor wenigen Jahren einem Herzanfall erlag. Wir haben seiner gedacht!

Unterhalb von Afing führt der berüchtigte Straf-Gottes-Weg vom Moarhäusl in der Sarner Schlucht über den Moar-Weingart nach Afing. Josef Tarneller, Benediktiner von Muri-Gries, erlag auf der Rückkehr von der Sommerfrische in Kampidell auf dem Weg nach Gries einem Herzanfall. Das Tarneller-Kapellele erinnert an den verdienten Hofnamenforscher und Namenkundler. Sein Grab befindet sich auf dem Alt-Grieser Friedhof.

Nach dem Kirchenbesuch in Afing stärkten wir uns beim Moar mit ein, zwei Krügen Weißwein und setzten unsere Ausflugsfahrt fort.

Der Weg führte uns durch den Weiler Vorderafing mit dem ansitzartigen Hof Weifen und schließlich zu einem Aussichtspunkt, von dem wir die freie Sicht auf das Ensemble Goldegg, die Heimstatt von mittelalterlichen Freisassen, sowie auf das Kirchlein zum Hl. Johannes auf dem faszinierenden Johanniskofel über der Sarner Schlucht genießen konnten.

Angekommen im Zentrumsort Jenesien, im Dialekt Zene-isi, begrüßte uns der Bürgermeister Paul Romen persönlich vor dem Gemeindehaus, dem ehemaligen Ansitz Goldegg. Es ist das einzige Gemeindehaus Südtirols und vielleicht darüber hinaus, das man nur über den Friedhof betreten kann!

Paul Romen präsentierte seine Gemeinde und führte uns durch die Räumlichkeiten des Rathauses.

Anschließend wies Georg Hörwarter auf die Besonderheiten der im Nazarenerstil des 19. Jh. erbauten imposanten Pfarrkirche zum Hl. Genesius hin. Es war zugleich der letzte Arbeitstag des Messners, der uns bereitwillig die Kirchenpforten öffnete.

Mit einer frischen Brise brach der Abend über den Tschögglberg herein und unsere letzte aber nicht „letzigste“ Station führte durch Wald, Lärchenwiesen, durch Bäche und Täler zur in Waldeseinsamkeit stehenden Höhensiedlung Kampidell. Kampidell (von romanisch campitellu „kleines Feld“)besteht aus dem Stegerhof (Archehof mit seltenen Haustierrassen) und den Sommerfrischbauten der Benediktiner von Muri-Gries. Das pittoreske Ensemble besteht aus der Kapelle zur Hl. Magdalena der Büßerin, dem Paternhaus, dem Prälatenhaus und dem Milchhaus. Die Gebäude sind aus Porphyrblöcken erbaut.

Vor dem Prälatenhaus fällt ein Schalenstein auf, auf der Südseite versucht ein Zwetschkenbaum die 1475 m Seehöhe damit wettzumachen, indem er sich so eng wie möglich an die Hausmauer schmiegt. Negativ fiel nur auf, dass das Milchhaus dem Verfall preisgegeben ist, obwohl die Benediktiner zu Gries bekanntlich nicht zu den Bettelorden zu zählen sind.

Die klare Höhenluft ließ das Thermometer auf die Nullgrad-Marke zustürzen und wir blickten im Buschenschank Stegerhof kulinarischen Freuden entgegen. Die Bewirtung und die Professionalität der Bedienung überraschten uns positiv. Die Wirtin ist Biersommelière und die Schlutzer und das Fleisch gehören zum Besten, was man hierzulande in einer Tiroler Bauernstube serviert bekommt. Ein großes Lob!

Nach einigen Achtelen mussten wir dieser Bergidylle Adieu sagen und wurden von unserem Busfahrer Otto umsichtig wieder zurück nach Meran gebracht.

Text und Fotos: Johannes Ortner

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